Auf den Grundstücken der ABG stehen über 22.000 Bäume. Jedes Jahr müssen einige davon gefällt werden. Die meisten, weil sie nicht mehr vital und nicht mehr stand- und bruchsicher sind. Ein kleiner Teil muss weichen, weil an dessen Stelle etwas Neues gebaut werden soll.
„Wir sind uns bewusst, dass wir als ABG auch eine Verantwortung haben für das Stadtgrün“, sagt Thomas Weidert, der Leiter des Teams Grün- und Außenanlagen. Für jeden gefällten Baum wird deshalb grundsätzlich ein neuer gepflanzt. Die besonders heißen Sommer mit sehr langen Trockenperioden und einzelnen Starkregenereignissen, wie sie neuerdings vermehrt auftreten, machen auch den Bäumen stark zu schaffen.
Weidert und sein Team haben beobachtet, dass die Zahl der erforderlichen Baumfällungen um rund 20 Prozent zugenommen hat. Zusätzlich zu den rund 250 Neupflanzungen, mit denen die Fällungen ausgeglichen werden, versucht dass Grünteam der ABG deshalb, mit deutlich mehr Neupflanzungen – im letzten Winter waren es ca. 50 Stück – die bereits absehbaren Folgen des Klimawandels auszugleichen. „Natürlich kann ein junger Baum einen Altbaum mit großer Krone nicht sofort ersetzen“, erklärt Thomas Weidert, „deshalb sind die Nachpflanzungen eine Investition in die Zukunft“.
Wir sind uns bewusst, dass wir als ABG auch eine Verantwortung für das Stadtgrün haben
Thomas Weidert, Leiter des ABG-Teams Grün- und Außenanlagen
Ökosystemleistung erhalten
Das Ziel ist, mit Nachpflanzungen die Ökosystemleistung der Bäume im Bestand der ABG insgesamt zu erhöhen. Damit wird unter anderem bezeichnet, wieviel CO2 die Bäume binden und wie groß ihre Kühlleistung ist.
Auch die Biodiversität – die Artenvielfalt – soll erhalten bleiben. Manche der kranken Bäume werden deshalb nicht gleich komplett gefällt, sondern nur stark zurückgeschnitten und bieten so Vögeln und Insekten noch einen Lebensraum. „So ein ‚Restbaum‘ sieht nicht mehr ganz so schön aus. Deshalb sollen diese Bäume in Zukunft ein Schild bekommen mit dem Hinweis, dass dies ein ‚Habitatbaum‘ ist“, erklärt Sabine Kohlmann aus dem Grünteam.
Besonders stark leiden Birken unter der Trockenheit. Ebenfalls eine Folge der veränderten Klimabedingungen sind neue Krankheiten. „Bei der Hainbuche zum Beispiel wurde ein neuartiger Schadorganismus festgestellt, der die Bäume sehr schnell absterben lässt“, sagt Kohlmann. Bei der Auswahl der Bäume wird deshalb darauf geachtet, dass diese möglichst klimaresistent sind.
Auf Basis einer Liste von sogenannten ‚Zukunftsbäumen‘ der Grünflächenämter in Deutschland gibt es auch eine Frankfurter Baumliste. Daraus, aus anderen Quellen und eigenen Erfahrungen, haben Thomas Weidert und sein Team eine spezielle ABG-Baumliste mit geeigneten Arten zusammengestellt. „Man schaut dabei, wo ein Baum herkommt und wie sein natürlicher Standort aussieht. Ein Baum aus Südosteuropa, trocken, Höhenlage, in der es im Winter auch mal friert, diese Herkunft gibt bereits einen guten Hinweis auf die Verwendbarkeit bei uns“, so Weidert.
Große Artenvielfalt
„Unter den rund 300 Bäumen, die wir im Herbst und Frühjahr gepflanzt haben, sind 28 verschiedene Arten mit insgesamt 39 Sorten“, zeigt Anna Roth die große Artenvielfalt auf. „Gut geeignet ist zum Beispiel ‚Tilia cordata – Greenspire‘. Hierbei handelt es sich um eine Winterlinde, die besser mit weniger Wasser auch auf sandigem Boden zurechtkommt als ihre Schwester, die Sommerlinde“.
Ein wichtiges Auswahlkriterium ist außerdem, dass es sich bei der Sorte ‚Greenspire‘ um eine schlank wachsende Sorte handelt. Das Grünteam muss heute schon im Blick haben, wie ein Baum aussieht, wenn er zehn bis 15 Jahre älter ist. Der ‚Habitus‘ müsse zum Standort passen, sagen die Expertinnen. Viele Aspekte spielen deshalb bei der Auswahl eine Rolle. So kann in einer Kastanienreihe wieder eine Kastanie gepflanzt werden, auch wenn dies kein ‚Klimabaum‘ ist – nur nicht unbedingt dort, wo Pflasterflächen sind. Und Birken werden möglichst nicht mehr gepflanzt, da sie sehr trockenheitsempfindlich sind.
Mit der Pflanzung beauftragt das Grünteam Garten- und Landschaftsbaubetriebe. Mit ihnen wird ein Bauvertrag geschlossen und die Betriebe sind für die Pflege zuständig. Ist der Baum nach fünf Jahren gesund und gut angewachsen, wird er von der ABG in ihren Bestand übernommen.
Weißer Anstrich und Kunststoffringe an jungen Bäumen?
„Wir werden oft gefragt, wofür der weiße Anstrich und der Kunststoffring an jungen Bäumen gut ist“, sagt Thomas Weidert. Der graue, manchmal auch grüne Kunststoffring an den jungen Bäumen ist ein Gießring, der das Wasser hält, wenn der Baum mit rund 80 Litern gegossen wird. „So kann das Wasser dann langsam in den Boden versickern“. Der Gießring schützt die Bäume auch vor seitlichen Mäh- oder anderen mechanischen Schäden und ist sogar wiederverwendbar.
Den weißen Schutzanstrich bekommen die jungen Bäume oft schon in der Baumschule, die meistens in Norddeutschland liegt. Er soll die jungen Bäume vor Sonnenbrand und Frostrissen schützen. Ist die Rinde durch starke Temperaturschwankungen geschädigt, folgt oft Pilzbefall, „dann hat ein Jungbaum eigentlich keine Zukunft mehr“, so Weidert. „Früher hat man Bäume gekalkt oder einen Jute-Lehm-Verband angelegt, um die Rinde vor dem Austrocknen zu schützen“, ergänzt Kohlmann.