Die Platensiedlung bekommt ein neues Gesicht

Planungsdezernent Mike Josef und ABG-Chef Frank Junker im Interview.Die Platensiedlung in Ginnheim soll bis Ende 2020 saniert und modernisiert werden.

Wir haben mit dem Frankfurter Planungsdezernenten Mike Josef und ABG Geschäftsführer Frank Junker über dieses wegweisende Projekt gesprochen.


Herr Josef, die Hälfte der neuen Wohnungen wird öffentlich gefördert. 20 Prozent als klassische Sozialwohnungen, 30 Prozent über das Mittelstandsprogramm und für studentisches Wohnen. Warum liegt der Anteil der geförderten Wohnungen nicht noch höher?
Weil wir eine gute soziale Durchmischung anstreben und heutzutage keine reine Sozialwohnungssiedlungen mehr errichten. Ich möchte, dass in Frankfurt in allen Stadtteilen und in allen Quartieren Menschen mit unterschiedlichem Einkommen, unterschiedlichem Alter und unterschiedlicher Kultur zusammen leben können.
Deshalb ist mir eine Mischung verschiedener Wohnformen und Miethöhen wichtig. In der Platensiedlung werden auch die Wohnungen ohne soziale Bindung preiswert sein und für viele Frankfurter erschwinglich, denn das Bauland muss ja nicht noch erworben werden. Insgesamt gesehen ist das Projekt eine große Chance für Ginnheim und für ganz Frankfurt!

Herr Junker, Sie haben angekündigt, dass auch die neuen nicht preisgebundenen Wohnungen für 10 Euro pro Quadratmeter vermietet werden. Wie ist das möglich?
In der Platensiedlung haben wir den großen Vorteil, dass uns das Grundstück bereits gehört, was sich positiv auf die Kalkulation der Mieten auswirkt. Außerdem wollen wir auch bei diesem Projekt zeigen, wie sich durch „serielles Bauen“, also durch die Verwendung von sich wiederholenden Standard-Modulen, die Baukosten senken lassen. Das wird wissenschaftlich begleitet, damit diese Erfahrungen auch bei künftigen Bauprojekten genutzt werden können. Mit einem Mietpreis von unter zehn Euro pro Quadratmeter werden die Mieten in der Platensiedlung deutlich unter dem Niveau für Neubauten in Frankfurt liegen.

Herr Junker, was ändert sich für die Mieter in der Platensiedlung? Müssen sie mit höheren Kosten rechnen?
Für die Mieter in der Platensiedlung ändert sich gar nichts, außer dass sie, wenn die Baumaßnahme abgeschlossen ist, in einer deutlich schöneren Siedlung leben werden als bisher. Es wird durch die Baumaßnahmen und den Einbau neuer Fenster, keine Mieterhöhungen geben. Im Gegenteil, die Energiekosten werden sogar sinken. Wir rechnen bei der Aufstockung der Gebäude mit einer Bauzeit von rund acht bis zehn Wochen je Treppenaufgang. In dieser Kernbauzeit, wenn es notgedrungen auch mal laut und staubig werden kann, werden wir die Mieten in den betroffenen Wohnungen reduzieren. Die neuen Innenhöfe mit Mietergärten werden der Siedlung ein ganz neues Gesicht geben. Eine Verbesserung der Infrastruktur werden auch die beiden Kitas und die neuen Flächen für mögliche Läden, Artpraxen oder Cafés entlang der Platenstraße bringen. Auch das mühselige Schleppen der Fahrräder in den Keller wird mit den neuen sicheren Fahrradabstellräumen der Vergangenheit angehören.

Herr Junker, worauf müssen sich die Mieter in der Bauphase einstellen?
Alle Mieterinnen und Mieter können während der Bauphase in ihren Wohnungen bleiben. Abgesehen vom Fenstertausch kommt es dabei zu keinen baulichen Eingriffen in die Wohnungen. Im Rahmen eines Mieterdialogs informieren wir sie im Detail über die anstehenden Maßnahmen und Termine und sammeln ihre Anregungen und Wünsche. Ein enger Mieterdialog gehört sozusagen zum „Standard“ bei der ABG. Wir werden auch einen Infocontainer vor Ort einrichten, in dem bei Fragen immer ein Ansprechpartner direkt erreichbar ist. Wer mag kann sich im Rahmen des Mieterdialogs bei der Gestaltung der Innenhöfe aktiv mit seinen Ideen einbringen. Und wenn jemand, der jetzt in einer großen Wohnung lebt, lieber in eine neue kleinere Wohnung umziehen will, kann er das tun und wird dabei von uns unterstützt.

Herr Josef, wie wurden die Planungen der ABG FRANKFURT HOLDING von den Fraktionen im Planungsausschuss aufgenommen? Ist die Platensiedlung ein Modell für die Nachverdichtung in weiteren Quartieren in der Stadt?
Die Resonanz im Planungsausschuss war fast durchweg sehr positiv. Die Platensiedlung ist tatsächlich unsere erste große bauliche Erweiterung einer solchen Zeilenbausiedlung. Wir werden dabei viel lernen können, was die Beteiligung der Mieter, der Umgang mit den Freiflächen und dem öffentlichem Raum sowie den Abläufen einer solchen Baustelle angeht. Hier erleben wir im Übrigen eine sehr konstruktive Beteiligung der Bewohnerschaft, bei der es um handfeste alltägliche Probleme geht.
Aber jede Siedlung ist anders. In der Platensiedlung stehen etwa die Zeilen weit auseinander, es gibt wenig Bäume und heute schon reichlich Parkplätze. Das ist an anderen Orten anders. Deshalb müssen wir immer im Einzelfall genau darauf achten, was an welcher Stelle möglich ist und was Positives für die Menschen geschaffen werden kann, die dort bereits leben: hier sind es zum Beispiel die Läden, die an der Platenstraße entstehen werden, und die Mietergärten, die neue Wohn- und Lebensqualität mit sich bringen. Wenn dieses Beteiligungsverfahren gut gelingt, kann es sehr wohl zu einem Modell für andere Siedlungen werden.      

Das Interview führte Andreas Mauritz, Agentur für Public Relations




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